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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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7. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0299

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SAMMLUNGEN o AUSSTELLUNGEN

VÄLENCIENNES Unfer verdorbener Mu-
feumskonfervator fioyaux verraadite dem
Städtifchen Mufeum Gemälde und Zeichnungen
von Gros, Cogniet, Bonnat, Detaille, Henner,
Pouffin, de Kreyder.

WIEN Der regierende Fürft Johann von und
zu Liechtenftein hat den Sammlungen der k. k.
Akademie der bildenden Künfte neuerlich
eine Reihe wertvoller Kunftwerke als Gefchenk
überwiefen, von denen hier nur die folgenden
hervorgehoben feien: Ölgemälde von Wilhelm
Leibi („Studienkopf“), Carl Moll („Aus meinem
Atelier“), J. Altenkopf („Waldlandfchaft in der
Brühl“), ferner drei Kohlezeichnungen von J. M.
Trenkwald (Kartons für Glasgemälde) u. a. m.

AUSSTELLUNGEN

BÄSEL Für die Hiftorifche Ausftellung aus
Basler Privatbefilj ift nun das Datum vom 21. April
bis zum 26. Mai feftgefeljt. Die Ausftellung
findet, wie die erfte ihrer Art (1878), in der Kunft-
halle ftatt; die Hauptanordnung wird nach hifto-
rifchen Gefichtspunkten getroffen, auf ganze
Interieurs wird verzichtet, dagegen auf ge-
fchloffene Gruppen gehalten; in Seitenkabinetten
kommen Spezialfammlungen zur Aufteilung,
befonders von Miniaturen und von italienifchen
Renaiffancemedaillen. — Die Ausftellungsleitung
verfügt heute, nach umfaffenden Vorbereitungen,
über ein fehr vielfeitiges gediegenes Material,
das über das Kunftgewerbe und die Sammler-
tätigkeit in Bafel vom 16. bis 18. Jahrhundert
überrafchende Äuffchlüffe gibt; hervorragend ift
die Kollektion von Gold und Silber, fehr be-
merkenswert find die Waffen, Möbel, Porzellane.
Das 18. Jahrhundert, eine Glanzzeit der Basler
Kultur, ift auf allen Gebieten befonders reich
vertreten. C.

BERLIN Bei KELLER & REINER ftellt
Ernft Liebermann, der wieder engeren An-
fchluß an die Natur zu fuchen fcheint, einige
60 Arbeiten aus, und beweift damit, daß er im
Grunde Kolorift ift, und daß bei ihm die Farbe
an fich mehr bedeutet als ihr Tonwert. Deshalb
find auch feine Zeichnungen fo erfchreckend
kalt und leer. Seine beften Bilder find Stilleben,
eingeftandene, wie das hübfche Altmeißner Por-
zellan in der Amalienburg und die aquarellierten
Blumen, und uneingeftandene, wie die fämtlichen
Aktbilder, bei denen Akt, Draperie und Land-
fchaft mit derfelben Sorgfalt und nach denfelben
Grundfä^en zufammengeftellt find, wie die Ge-
genftände eines Stillebens. Die reinen Land-
schaften find demgemäß weniger gelungen, am

beften noch kleine, wie das altbayerifche Schlöß-
chen, während die großen fummarifch erledigt
find und in der Bergkirche im Mondfehein das
Gefpenft einer Romantik fpuken geht.

Otto H. Engel ift mit feinen friefifchen Bil-
dern vertreten. Die Figurenbilder find gut in
der charakteriftifchen, fprechenden Bewegung
und Haltung der Figuren, während die Land-
fchaften ein wenig zu bunt und ein einzelner
Kopf, wie die friefifche Braut, leicht ein wenig
arm wirken. Namentlich, wenn man daneben
die Porträts elfäffifcher Bauern von Alb. Gart-
en an n fieht, die in der Kraft der Exiftenz etwas
Leiblfches haben. Bei Gartmann ift eine ftupende
Charakterifierungskunft mit einer temperament-
vollen, farbig fehr frifchen Malweife und großem
Blick geeint, und man fpürt vor diefen Bildern
etwas von der Wucht des Erlebniffes und von
dem leidenfchaftlichen Druck des Pinfels.

Walter Ophey-Düffeldorf zeigt hellfarbige,
durchaus dekorativ gefehene Stilleben und Land-
fchaften, die gute Verfprechungen geben und
von denen man namentlich eine Neanderthal-
landfchaft und zwei Bilder aus Pofitano als
ganz entzückend delikat in dem Zufammen-
klang von Lila und Graugelb im Gedächtnis
behält.

Der finnifche Bildhauer Yrjö Liipola ver-
fügt über eine fehr fcharfe und energifche Form-
vorftellung, die auch vor gelegentlichen Über-
treibungen (in den Schulterblättern des Jüng-
lingsaktes) nicht zurückfchreckt und die groß
genug ift, um auch doppeltlebensgroße Figuren
mit Inhalt zu füllen. Den kleinen Figuren kommt
diefe Fähigkeit zugute, indem man hier überall
auf fcharfe, charakteriftifche Haltung und auf
gute Funktion der Gelenke ftößt; in den Por-
träts dokumentiert fie fich als individuelle Cha-
rakteriftik und felbft der Idealkopf der Büfte
„Meditation“ ift von durchaus perfönlichem Ge-

Bei GURLITT ift das Niveau diesmal ziemlich
niedrig. Das große Bild von Klein-Cheva-
lier „Zu Hilfe“ ift wenig erfreulich in der Farbe
und außerdem merkt man zu fehr, daß es im
Atelier aus Studien zufammengefef^t ift. Es
hat keine Aktion. Vielleicht würde es in klei-
nerem Format beffer wirken, wenigftens machen
die italienifchen Sänger und ein italienifcher
Garten beffere Figur. Die Porträts von Ger-
trud Schnirlin-Bock erheben fich ebenfo-
wenig über den Durchfchnitt wie die Aquarelle
von L. Rofenberg, und die Aquarellandfchaf-
ten von Bertha Scharff enberg machen einen
watteartig-formlofen Eindruck.

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